Daten zur Schleuse

  • Nutzlänge 35 Meter
  • Breite 6,75 Meter
  • Wandhöhe 5,75 bis 6,25 Meter
  • Hubhöhe 3 Meter
  • Drempeltiefe 1,50 Meter

Für die Öffentlichkeit freigegeben am 17.06.2023

Seit dem 17.06.2023 ab 7 Uhr morgens kann die neue Stadtschleuse genutzt werden. Eigentümer und verantwortlich für den Betrieb ist jetzt die Stadt Kassel, die wiederum KASSELWASSER mit dem Betrieb beauftragt hat. Die Betriebszeiten sind großzügig. Bis Ende August kann die Schleuse täglich von 7 bis 22 Uhr in Selbstbedienung und kostenlos durchfahren werden, danach bis 20 Uhr. Vom 1. November bis zum 31. März ist die Schleuse geschlossen.

Betriebszeiten der Kasseler Stadtschleuse

Vom 1. April bis 31. August kann die Schleuse täglich zwischen 7 bis 22 Uhr; vom 1. September bis 31. Oktober täglich von 7 bis 20 Uhr passiert werden. Von 1. November bis 31. März ist die Schleuse geschlossen.  

Selbstbedienung der Schleuse

Die Stadtschleuse ist ab sofort in Betrieb. Einen Schleusenwärter gibt es nicht mehr. Es handelt sich um eine Selbstbedienungsschleuse. Die großen Schleusentore öffnen sich über Elektrohubzylinder durch Selbstanforderung über Seilzug. Die Schleuse wird über ein Videoüberwachungssystem von der Zentralwarte von KASSELWASSER aus überwacht.

Störfälle melden

Hilfesuchende können über eine Gegensprechanlage direkt Kontakt zu einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin von KASSELWASSER aufnehmen und um Unterstützung bitten sowie Störfälle melden. Störfall melden: (0561) 987-6644. Die gesamte Schleuse kann selbst bedient werden. Für Störungen steht die Rufbereitschaft von KASSELWASSER rund um die Uhr bereit. 

Eröffnung der Schleuse am 16.06.2023

Am Freitag den 16.06.2023 konnten erstmals seit der Stilllegung der alten Schleuse im Jahr 2016 wieder Boote vom Ober- ins Unterwasser der Fulda geschleust werden; der 14 Kilometer lange Fuldaverlauf im Stadtgebiet ist wieder durchgängig befahrbar und öffnet sich über die Weser bis zur Nordsee. Vorangegangen war ein bundesweit modellhaftes Projekt zur Rettung der Kasseler Schleuse und eine Rekord-Bauzeit von nur zwei Jahren.

Viel Lob für die Planung

Beim Festakt an Bord des Bootes der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung sowie an Land gab es jede Menge lobende Worte. Ein Name wurde dabei immer wieder genannt. Er freue sich, dass der frühere Abteilungsleiter Schifffahrt beim Bundesverkehrsministerium, Reinhard Klingen, mit an Bord sei, sagt Kassels scheidender Oberbürgermeister Christian Geselle. Bei dem haben sich vor Jahren die Initiativen gebündelt. Geselle nannte da ausdrücklich auch die ehemalige Kasseler Landesministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) sowie die Wassersport treibenden Vereine.

Finanzierungsmodell: 3 Träger

In vielen Gesprächen sei es gelungen, den Bund als früheren Eigner der Schleuse davon zu überzeugen, dass sich Investitionen auch für den Sport- und Freizeitbereich lohnen. Reinhard Klingen habe das Thema beim damaligen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt vorangetrieben. Das Engagement des Bundes sowie die Aufteilung der Kosten zwischen dem Bund (50 Prozent), dem Land (25 Prozent) und der Stadt (25 Prozent) sei Vorbild für andere anstehende Instandsetzungen, sagte auch Regierungspräsident Mark Weinmeister.

Einweihung vom 16.06.2023

Rechtzeitige Fertigstellung

Projektleiter Harald Jordan von Kasselwasser war bei der Eröffnung die Erleichterung anzusehen. Weil eine Zulieferfirma für die Schleusentore Insolvenz anmelden musste, stand der Zeitplan zwischendurch auf der Kippe. Unter dem Strich hat dann doch alles geklappt, selbst die Kostenvorgabe von 9,3 Millionen Euro konnte nach Angaben der Stadt eingehalten werden.

Zahlen und Daten zur Schleuse

Die neue Schleuse hat die gleichen Abmessungen wie die Schleuse in Fuldatal-Wahnhausen: Das Massivbauwerk aus Stahlbeton hat eine nutzbare Kammerlänge von 35 Metern und einer Kammerbreite von 6,75 Metern, die Hubhöhe beträgt drei Meter. Die Wände sind bis zu 6,25 Meter hoch und – wie die Sohle – einen Meter dick. Verbaut wurden 2800 Kubikmeter Beton und 600 Tonnen Baustahl. Die alte Schleuse diente als Baugrube, wurde also zum Teil bei der Erneuerung genutzt. Überflüssige Teile der alten Schleuse wurden unter der Berücksichtigung des Denkmalschutzes abgebrochen (etwa 2000 Kubikmeter Material) und die neue Stahlbetonkammerwand im Unterwasser wurde mit Sandsteinen verblendet. Das benachbarte Walzenwehr befindet sich weiterhin im Eigentum des Bundes.  

Zahlen-Daten-Fakten zum Bau

  • 2000 Kubikmeter Abbruch der alten Kammer / Rückbau
  • 2800 Kubikmeter neuen Beton anliefern und einbauen
  • 600 Tonnen Baustahl einbauen
  • 1 Meter dicke Sohle und Wände im Wasserbau
  • 40 Bohrverpresspfähle

Arbeiten an der Schleuse - 2-jährige Bauzeit

Nachfolgend einige ausgewählte Bilder, welche die Arbeiten an der Schleuse während der 2-jährigen Bauzeit - Juli 2021 bis Juni 2023 - dokumentieren

Nachdem der Bund zukünftig keine Schleuse mehr in Kassel betreiben wollte, erklärte sich die Stadt bereit, die Kasseler Stadtschleuse zu übernehmen – und beauftragte KASSELWASSER mit Planung und Bau einer neuen Schleuse. Nach intensiven Vorplanungen erfolgte am 22. Juni 2021 der Spatenstich für das herausfordernde 9,3 Millionen-Euro-Projekt. Die Hälfte der Kosten übernahm der Bund, die andere Hälfte teilten sich Land Hessen und Stadt Kassel zu gleichen Teilen.

Spatenstich zur Sanierung der Kasseler Stadtschleuse

Der Spatenstich zum Baubeginn erfolgte am 22. Juni 2021 durch den Oberbürgermeister Christian Geselle zusammen mit dem Stadtbaurat Christof Nolda an der Salztorstraße 5 in Kassel, direkt am Schleusenstandort.

Dazu auch: Artikel "Start für Neubau der Stadtschleuse"

Auf dem Bild (unten Mitte) von links nach rechts: Staatsministerin Eva Kühne‐Hörmann, Matthias Schmatz (Geschäftsführer Firma Laudemann GmbH), Uwe Neuschäfer (Betriebsleiter KASSELWASSER), Stadtbaurat Christof Nolda sowie Oberbürgermeister Christian Geselle / Stand Juni 2021

Stilllegung der Schleuse in 2016

Die im Jahr 1913 eröffnete alte Stadtschleuse war zum Ende der Saison 2016 aufgrund eines Gutachtens, nach dem ein sicherer Betrieb nicht mehr gewährleitet werden könne, von der Wasserstraßen‐ und Schifffahrtsverwaltung des Bundes dauerhaft verschlossen und stillgelegt worden. Der Wasserweg der Stadt war seitdem geschlossen.


Wehr- und Schleusenanlage Kassel

Die Kasseler Wehr- und Schleusenanlage wurde Anfang des 19 Jahrhunderts geplant und gebaut und am 22. November 1913 eingeweiht. Im Oktober 1943 wurde sie zerstört und erst Anfang der 50er Jahre wiederaufgebaut und 1954 erneut in Betrieb genommen. Zwischen 1954 und 2016 war die Schleuse ständig in Betrieb, musste aber auch mehrfach saniert werden. Im November 2016 wurde die Schleuse durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt wegen erheblicher Mängel stillgelegt. Im November 2017 hat die Stadt Kassel die Schleuse für 1 Euro gekauft und es wurde mit der Planung zur Wiederinbetriebnahme begonnen. Schließlich wurde KASSELWASSER mit der Umsetzung des Ersatzneubaus beauftragt. Nach knapp 7 Jahren ohne Schleuse inklusive planmäßiger Bauzeit von 2 Jahren wurde im Juni 2023 der Ersatzneubau fertig gestellt und die Schleuse wieder in Betrieb genommen. 

Zu Klarstellung sei an dieser Stelle nochmal drauf hingewiesen, dass es sich beim Bauwerk genaugenommen um 2 Bauwerke handelt. Man sieht im Bild links sehr gut das Walzenwehr mit seinem mittig aufgebauten charakteristischen "Walzenwehr-Häuschen" sowie die Schleuse selbst, die früher vom Schleusenwärter im Schleusenhaus aus betrieben wurde. Das charakteristische Walzenwehr-Häuschen zusammen mit dem "Walzenwehr" wird häufig mit der "Schleuse" gleichgesetzt oder verwechselt; tatsächlich handelt es sich aber bei Schleuse und Walzenwehr um zwei Bauwerke mit unterschiedlichen Funktionen.


Die Schleuse nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg

Die Schleuse wurde 1943 bei mehreren Luftangriffen - am 27. und 28. August 1942 sowie am 03. und am 22. Oktober 1943 - irreperabel beschädigt. Der Betrieb musste eingestellt werden. 

Nach der Zerstörung in 1943 stand bis 1952 kein Geld für Reparatur zur Verfügung. Die Schleuse wurde durch die Angriffe am 03. und am 22. Oktober 1943 irreparabel beschädigt. Der Betrieb blieb bis dahin weiterhin eingestellt. Zwischen 1952 und 1953 erfolgte eine grundlegende Sanierung der Schleuse. Erst im Juli 1954, also knapp 11 Jahre nach der Zerstörung konnten die Dampfer "ELSA" und "Cäcille" wieder durchgeschleust werden.

Die Stadt hatte schon 1949 versucht, die Schleuse wieder zu reparieren. die Arbeiten mussten aber abgebrochen werden, da die Beschädigung größer als angenommen waren. Man rechnete mit rd. 300.000 DM. Für eine Reparatur in dieser Größenordnung war aber schlicht kein Geld vorhanden. 

Bewegung kam erst mit einem Schreiben der Rechtsanwälte der Fa. Freudenstein vom 20.03.1950 an die Stadt Kassel. Man erinnerte an die Verpflichtung, die Wasserstraße 1. Ordnung wieder befahrbar zu machen und drohte rechtliche Schritte an. Die Stadt wies die Ansprüche ab und erklärte den Eigentümer, den Staat/das Wasser- und Schifffahrtsamt für zuständig. 

Die offizielle Eröffnung der Schleuse erfolgte am 31.087.1954. Auch in den folgenden 63 Jahren musste die Schleuse immer wieder saniert werden. 


Interessante Informationen zur Schleuse aus der Veragangenheit - Historische Einordnung

Wie lässt sich der Bau des Walzenwehres nebst Schleuse historisch einordnen? 

  • Die Stadt und die Königliche Preußische Regierung untersuchten etwa ab 1870 verschiedene Varianten
  • Im Jahr 1893 legte das königliche Oberpräsidium einen Plan vor, in dem die Erweiterung des Flusslaufs zur besseren Abfuhr des Wassers empfohlen wurde
  • Die Stadt lehnte ab und schlug einen gesonderten Flutgraben zur Abfuhr der Hochwassermenge vor, letztlich stimmte die Königliche Staatsverwaltung diesem Vorschlag (mit Bedenken) zu
  • Neue Erkenntnisse führten 1897 dazu, dass die Stadt das Flutgrabenprojekt aufgab und die Erweiterung des Flusslaufs vorschlug, dem nach einigen Diskussionen auch die Staatsverwaltung zustimmte. Angenommen wurden für ein Hochwasser eine maximale Wassermenge von 1080 m³/s.
  • Im Jahr 1900 trat ein eigentlich mäßiges Hochwasser auf, welches aber eingehend geprüft und vermessen wurde. Anhand bestehender Hochwassermarken von 1841 wurde nun festgestellt, dass damals bei diesem Hochwasser eine Wassermenge von etwa 2000 m³/s. aufgetreten war
  • Dies stellte das Projekt auf eine völlig andere Basis
  • Die Stadt bestellte ein Gutachten bei dem vom Kaiser eingesetzten „Hochwasserausschuss“.
  • Mitte September 1901 lag das Ergebnis vor, damit war eine klare Richtung für die Lösung der Hochwasserfrage gegeben

Ergebnisse des Gutachtens:

  • Erweiterung des Flusslaufs zur Abführung der Hochwassermenge, keine Flutgraben-Lösung
  • Planungsgrundlage ist Hochwasser von 1841
  • Hochwassermenge max. etwa 2000 m³/s

Die Pläne wurden 1903 den städtischen Körperschaften vorgelegt und am 28. Juli 1904 vom Minister für öffentliche Angelegenheiten genehmigt. Bestandteil der Pläne: Verbesserung der Fuldaschifffahrt zum besseren Gütertransport durch eine bessere Anbindung an die Weser und den Rhein-Hannover-Kanal. Die umfangreichen Pläne sollten Einfluss auf das gesamte Stadtbild haben, heute würde man das auf Neudeutsch als „Masterplan“ bezeichnen.

Vereinfacht sollte mit den Plänen Folgendes erreicht werden:

  • Wasser vor der Stadt Kassel durch verschiedene Stauseen im Oberlauf von Fulda und Eder zurückhalten
  • Flussbett vergrößern zur besseren Aufnahme des Wassers
  • Hindernisse im Flussquerschnitt beseitigen
  • Wasser schnell aus dem Stadtgebiet abführen

Ursprünglich waren mehrere Staubecken im Oberlauf von Eder und Fulda vorgesehen
Gleichzeitig gab es die Notwendigkeit, durch die Zuführung von Wasser aus der Weser einen durchgängigen Verkehr auf dem Rhein-Hannover-Kanal zu gewährleisten.

Entscheidung:

Ein einziger großer Stausee mit 200 Mill. m³ Inhalt bei Hemfurth, die Edertalsperre. Passend in den Kasseler Masterplan: In der Talsperre wurde ein Schutzraum von 30 Mill. m³ vorgesehen, in dem von der Eder Wasser von bis zu 650 m³/s. zurückgehalten werden konnte. Neue Planungsgrundlage unter Abzug der 650 m³/s. ergibt nun 1450 m³/s

Das erste Hochwasserhindernis

Die alte Fuldabrücke (Wilhelmsbrücke) verminderte den Flussquerschnitt um etwa 30 %. Daher musste sie durch eine neue Brücke ersetzt werden. (Mai 1909 – Dezember 1910)

Das zweite Hochwasserhindernis

Steinwehr am Finkenherd (350 Jahre alt). Ein neues Wehr war erforderlich, welches aber kein Hochwasserhindernis mehr darstellen sollte Etwas unterhalb des alten Steinwehres entstand damit das moderne Walzenwehr mit der Möglichkeit der Höhenregulierung der Walzen.

Das dritte Hochwasserhindernis

Das Rondell sollte zurückverlegt werden. Durch die (planerische) Reduzierung der Wassermenge auf 1450 m³/s. (anstatt der eigentlich erforderlichen 2.000 m³/s.) konnte aber schließlich auf die Zurückverlegung des Rondells verzichtet werden. Allein die ernsthafte Prüfung dieser Maßnahme zeigt aber doch, welcher Stellenwert dem Hochwasserschutz damals eingeräumt wurde.


Nichts geht ohne Otto Vogt!

Der Masterplan

Energie in früherer Zeit:

  • Menschenkraft,
  • Tiereinsatz,
  • Wind (Regional) = Windmühlen,
  • Wasser = Wassermühlen mit Wasserrechte.

Wasserrechte sind verbriefte Rechte, die in dem Zeitraum um 1900 beachtet werden mussten…
und die auch heute noch gelten. Alle Maßnahmen wie Walzenwehr und Schleuse mussten daher mit Kommerzienrat Vogt abgestimmt werden. Er war dabei die wichtigste Einzelperson im Masterplan.

Otto Vogt war Eigentümer der linksseitigen Ahnaberger Mühle und der rechtsseitigen Unterneustädter Mühle mit den jeweiligen Wasserrechten. Die Unterneustädter Mühle mit ihrem Vorbau (Kleiner Finkenherd, Bild unten - rechts) stellte nun ein Fluthindernis dar und musste deshalb beseitigt werden.

Nach intensiven Verhandlungen trat Vogt das Gelände der Unterneustädter Mühle an die Stadt ab und nutzte dann die gesamte Wasserkraft auf der linken Seite der Fulda.

Für diesen Ausbau und die Erweiterung der Anlage war aber die dort befindliche kleine Schleuse im Weg. Die Schleuse wurde deshalb beseitigt, der Obergraben und der Untergraben (Mühlbach) wurde erweitert.

Die neue Stadtschleuse wird gebaut

Durch die Aufgabe der Wasserrechte rechtsseitig und Übertragung auf die linksseitigen Wasserrechte war Vogt in einer sehr starken Verhandlungsposition. Alle Maßnahmen erforderten daher seine Einwilligung. Die Vorteile für ihn, sich nun nur noch auf linksseitige Mühle zu konzentrieren und dort den Mühlgraben in voller Breite auszunutzen, waren aber so groß, dass er sich sogar finanziell am Bau der neuen Schleuse beteiligte. Die neue (heutige) Schleuse auf der rechten Seite der Fulda konnte nun entsprechend größer gebaut werden und sollte an die Einzelschleusen des Rhein-Hannover-Kanals (des späteren Mittellandkanals) angeglichen werden.

Wikipedia zu Mittellandkanal:

Beschlossen wurde der Bau des Kanals mit dem Inkrafttreten des preußischen Wassergesetzes vom 1. April 1905. Um den Kanalbau wurde im Reich erbittert debattiert, da die ostelbischen Agrarier ein Eindringen billiger Produkte aus dem Westen befürchteten (Kanalrebellen). Als Kompromiss wurde schließlich der Bau nur bis Hannover festgelegt.

Die Königliche Staatsregierung schlug für die Schleuse die Abmessungen der Schleusen des Rhein-Hannover-Kanals vor. Gleichzeitig wurde signalisiert, dass auch die bereits bestehenden Fuldaschleusen entsprechend umgebaut werden sollten. Die Stadt ging deshalb gern auf diesen Vorschlag ein. Die Schleuse ist 100 m lang, davon nutzbar 85 m und etwa 10 m breit. Sie war (seinerzeit) mit drei Torpaaren ausgestattet. Dies gestattete eine Schleusung kleinerer Schiffe und sollte außerdem die Möglichkeit bieten, den Schleusenquerschnitt zur Hochwasserabfuhr zu nutzen. Genaue Untersuchungen des „Pariser Hochwassers von 1910“, seinerzeit standen von 20 Arrondissements 12 Arrondissements für 6 Wochen unter Wasser, hatten die Wichtigkeit einer schnellen Wasserabfuhr erneut bestätigt.


Ein ganz besonderer Schleusenwärter

Hans Bürgel (1877 – 1955) der erste Schleusenmeister an der Stadtschleuse

  • Hans Bürgel (1877 – 1955) ging nach einer Lehre als Maschinenschlosser in 1898 zur Kaiserlichen Marine
  • Bürgel fuhr als Bottelier und Kadettenausbilder auf verschiedenen Schiffen:
    • SMS Kaiser Wilhelm der Große (Namensgeberin für Sohn Wilhelm)
    • SMS Hertha (Namensgeberin für Tochter Hertha)
    • SMS Kaiser Karl der Große (Namensgeberin für Sohn Karl Paul)
  • Eine besondere Bedeutung hatte für ihn die Dienstzeit auf der SMS Hertha, einem Panzerdeckkreuzer der Kaiserlichen Marine
  • Die Hertha war 1900 an der Niederschlagung des „Boxeraufstandes“ in Chinabeteiligt
  • Im Jahr 1908 ankerte sie vor Korfu, als sie die Nachricht vom Erbeben von Messina (Schätzungen sprechen von mehr 100.000 Toten) erreichte. Zusammen mit internationalen Schiffen beteiligte sich die Mannschaft an der Hilfsaktion
  • Nach mindestens 12 Dienstjahren hatte Bürgel Anspruch auf eine Stelle im Öffentlichen Dienst
  • Bürgel kaufte bei seinem Dienstantritt ein großes Grundstück vor der Schleuse, darunter auch die Straße zur Schleuse, die einzige Zuwegung zur Schleuse war also seine Privatstraße! (Wurde erst 1955 mit der Stadt gegen ein anderes Grundstück getauscht)
  • Hans Bürgel trat 1912 die Stelle als Schleusenmeister an und wurde nach 36 Dienstjahren mit 71 Jahren in 1948 als Städtischer Beamter im Tiefbauamt als „Oberschleusenvorsteher“ pensioniert
  • Bis zu seinem Tod inspizierte er aber noch täglich mehrmals „seine“ Schleuse und das Walzenwehr
  • Er regierte „sein“ Reich wie ein Fürstentum


Quellen:

  • Ulla Wahlebach vom 02.08.2013 zum 100-jährigen Jubiläum der Schleuse "100 Jahre Wehr- und Schleusenanlage Kassel"
  • Gerhard Böttcher von 2012
  • KASSELWASSER / Bauleitung Schleuse 2021 bis 2023 - Harald Jordan
  • KASSELWASSER / Redaktion Internet 2023 - Karsten Köhler 
  • Berichterstattung Hessische / Niedersächsische Allgemeine Zeitung (HNA) / 2018 - 2023 / div. Journalisten



Hochwasser - eine Plage der Stadt Kassel seit der Gründung

Seit dem Beginn der Geschichtsschreibung in Kassel wurden regelmäßig/unregelmäßig starke Hochwasser verzeichnet:

Jahr

1342 !!!

Jahr

1552

Jahr

1627

Jahr

1633

Jahr

1642

Jahr

1643 !!!

Jahr

1682

Jahr

1729

Jahr

1763

Jahr

1795

Jahr

1799

Jahr

1841 !!

Das Hochwasser vom 18.01.1841 wird als der Beginn eines langen Prozesses bezeichnet, in welchem man Antworten auf die Frage gesucht hat: "Wie kann die Stadt vor dem Hochwasser geschützt werden?"


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