Die Stadt Kassel führt bereits seit rd. 126 Jahren eine Abwasserreinigung durch.

Das erste Klärwerk, das Ende des vergangenen Jahrhunderts (1896-1898) am heutigen Standort, südwestlich von Wolfsanger, seinen Betrieb aufnahm, bestand aus 5 Absetzbecken, in denen das Abwasser lediglich grob entschlammt wurde.

Entworfen und ausgeführt von Stadtbaurath Hoepfner Cassel, 1897.


Bereits in den 30er Jahren forderte die Aufsichtsbehörde eine Erweiterung der bestehenden Anlage, da diese den Anforderungen nicht mehr genügte.

Diese Erweiterung umfasste den Bau von zwei Sandfängen, die der Absetzanlage vorgeschaltet wurden.

Zur Behandlung des anfallenden Schlammes wurden unbeheizte Erdfaulbecken errichtet.

Ausgestellt vom Stadtbauamt der Residenzstadt Cassel im Jahre 1911, gezeichnet vom Königlichen Baurat Höpfner.


Durch den wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg und aufgrund der starken Zunahme der industriellen Produktion drohten die Flüsse zu Kloaken zu werden. Die damalige Reichsanstalt für Wasser-, Boden- und Lufthygiene forderte deshalb den Bau einer biologischen Reinigungsstufe, die in der Zeit von 1958-1963 mit einem Kostenaufwand von 8 Mio. DM erstellt wurden.

Weiterhin wurden ein Blockheizkraftwerk und zwei beheizte Faultürme errichtet und in Betrieb genommen. Bereits ein Jahr nach Inbetriebnahme der Anlage, forderte die Aufsichtsbehörde eine höhere Reinigungsleistung als den bis dahin genehmigten 75 %-igen Abbau der biologischen Inhaltsstoffe.


Nach einer kompletten Überarbeitung des gesamten Entwässerungskonzeptes der Stadt Kassel wurden anliegende Umlandgemeinden durch den Bau verschiedener Gruppensammler an das Entwässerungsnetz angeschlossen und das Klärwerk in mehreren Bauabschnitten erweitert.

In zwei Jahren wurde der erste und zweite Bauabschnitt mit der Errichtung eines Hebewerkes, einer Rechenanlage, einem Sandfang und einer Vorklärung fertig gestellt und 1979 in Betrieb genommen.


Ein neu errichtetes erweitertes Blockheizkraftwerk als Teil des dritten Bauabschnittes ging im Herbst 1980 in Betrieb.

Die zusätzlichen Faultürme mit den dazugehörigen Eindickern konnten im Frühjahr 1982 ihren Betrieb aufnehmen.

1984 war der Bau der biologischen Stufe mit dem Zwischenpumpwerk, den Belebungs- und Nachklärbecken und dem Hochwasserpumpwerk abgeschlossen.


In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre kam es zeitweise zu Engpässen bei der Klärschlammentsorgung. Man musste geeignete Entsorgungswege für Kassel finden. Hierzu wurden drei namhafte Ingenieurbüros aus der Abfalltechnik beauftragt.

Als Ergebnis wurde 1991 die Klärschlammtrocknung ermittelt. Nach intensiver Planung wurde 1995 mit dem Bau der Trocknung begonnen und im Mai 1998 wurde sie in Betrieb genommen.

Entstanden ist eine zweistraßige Klärschlammentwässerungs- und Trocknungsanlage, die den gesamten Klärschlamm auf 95% Trockenrückstand trocknet.

Die gesamte Menge von ca. 5000 Tonnen Klärschlammgranulat pro Jahr wird der Rekultivierung oder der thermischen Verwertung zugeführt.


Durch die Energiewende und die damit verbundenen Strompreiserhöhung musste die Klärschlammtrocknung aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt werden.

Das gesamte anfallende Faulgas dient ab dem Jahr 2014 zur Erzeugung von Strom und Wärme in einem Blockheizkraftwerk.

Im Bild sieht man ein Blockheizkraftwerk, welches Methangas in Strom und Wärme umsetzt.


Auflagen aus einer Richtlinie der Europäischen Union (EU) forderten einen weiteren Stickstoffabbau im Abwasser auf eine Konzentration unter 18 mg/l Abwasser im Ablauf des Klärwerkes.

Durch umfangreiche großtechnische Versuche in der Anlage wurde als Ergebnis ein Gutachten durch die Gesamthochschule Kassel zur weiteren Planung erstellt.

Die sich daraus ergebenen Bauvolumina, die 50% unter denen einschlägiger Richtlinien liegen, wurden einschließlich der Maschinen- und Elektrotechnik 1999 ausgeschrieben und vergeben. Fertig gestellt wurde die erweiterte biologische Reinigung Ende 2003.


Die Sanierung der mechanischen Reinigungsstufe konnte mit Abschluss der Bauarbeiten und der maschinentechnischen Ausrüstung im Jahr 2011 erfolgreich abgeschlossen werden.

Ab dem Jahr 2006 wurde in 3. Bauabschnitten, unter Fortführung des Betriebes, vorhandene Bauwerke teilweise abgebrochen, saniert oder Bauwerke neu errichtet.

Ebenso wurde die gesamte Maschinentechnik inklusive der Elektro-, Mess-, Steuer- und Regeltechnik erneuert.


Im Juli 2012 begann KASSELWASSER mit den Bauarbeiten zum neuen Faulturm. Die Arbeiten erstrecken sich von Anfang 2012 bis zur Fertigstellung Ende 2014.

Der Faulturm mit einem Gesamtvolumen von 7500m³ ersetzt zwei fünfzig Jahre alte Faultürme, die dann außer Betrieb genommen werden.


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